Theater machen

Vom Erstgespräch bis zum Schlussapplaus – das Team des ZTP berät und unterstützt Lehrpersonen in der Planung und während der praktischen Umsetzung ihrer Theaterideen im Klassenzimmer.

Beratung und Begleitung 

Eine der Kernaufgaben des ZTP ist es, im Auftrag der DVS Lehrpersonen im Bereich Theaterpädagogik zu beraten und zu begleiten. Dass die Umsetzung theatraler Prozesse als sozial-analoge Kunstform in Zeiten von Distancing und Digitalisierung eine besondere Herausforderung darstellt, zeigte sich auch 2021 sehr deutlich. Flexibilität begegnete uns als zentrale Wegmarkierung, die in Beratungs- und Begleitsettings zusammen mit über 300 Lehrpersonen, Schulleitungen und Dozierenden und 177 Studierenden neue Möglichkeiten eröffneten. Dabei entstanden – manchmal verunsichert, manchmal überzeugt, doch in jedem Fall gewinnbringend – Ideen, Themen, Unterrichtsplanungen, Spielvorlagen sowie fächerübergreifende und forschende Experimente, die in der Alltagspraxis umgesetzt werden konnten. Im Bereich der Beratung, Begleitung und auch Leitung von theatralen Prozessen und Projekten zeigte sich 2021 wieder eine wachsende Nachfrage. Neue (pandemiekonforme) Spielformate, Dramaturgiekonzepte und Aufführungsmöglichkeiten, die unter Einbezug neuer Ausgangslagen der äusserst verwandlungsfreudigen Schutzkonzepte Theater in ein neues Licht rückten: Möglichkeitsräume, die durch eine herausfordernde Flexibilität neue Wege eröffnen, um weiterhin Theater spielen zu können.

Ausgehend von Bedürfniserhebungen aus Beratungen und Begleitungen konnte zudem eine neue Broschüre erarbeitet werden, die sich mit der Dramaturgie von «Übergängen» auseinandersetzt und zahlreiche praktische Ideen auslegt, wie in konkreten Theaterinszenierungen damit «gespielt» werden kann.

Schultheatertage

Gross war die Freude, als kurz vor den 33. Schultheatertagen Anfang Juni 2021 die Corona-Bestimmungen in Bezug auf die Publikumssituation leicht gelockert wurden. Durch schnelle und flexible Lösungen konnten die diesjährigen Luzerner Schultheatertage wieder mit Publikum – wenn auch einem sehr kleinen – gespielt werden. Umso mehr war es uns ein Anliegen, in dieser emotional so bewegten Zeit alle Theaterarbeiten, in denen so viel Herzblut steckt, in die Austauschrunden nach den Stücken gebührend zu würdigen. Gespielt wurden 17 ganz unterschiedliche Theaterstücke, theatrale Miniaturen, szenische Collagen, kunstspartenübergreifende Performances und szenische Experimente, die alle im Spätherbst 2020 mit derselben Ausgangslage «Achtung?!» initiiert wurden. 247 spielbegeisterte Schülerinnen und Schüler aus den Kantonen Luzern (13 Projekte), Zug (3 Projekte) und Schwyz (1 Projekt) bekamen dabei die Möglichkeit, ihre lebensweltlichen Erfahrungen in theatrale Prozesse einfliessen zu lassen und transformiert als Bühnenstück zu erleben.

Kooperationen 1: «schukulu spezial» 

Das zweite Corona-Jahr forderte auch in Bezug auf die mit schukulu lancierten Projektangebote ein hohes Mass an Variabilität, Veränderungsbereitschaft und Neukonzipierung aller Beteiligter. Durch wiederkehrend neu entwickelte Möglichkeiten konnten alle geplanten interdisziplinären Theaterprojekte, in denen Schulklassen unter der Leitung einer Theaterpädagogin des ZTP Themen theatral erfahren, zu abschliessenden Bühnenproduktionen geführt werden.

Das Angebot «Theater und Performance im Schulalltag» wurde ausgehend von Themen rund um den Klimawandel von vier Klassenlehrpersonen und ihren Schulklassen gebucht und war somit ausgebucht. Initiiert wurde der theaterästhetische Prozess mit Kreativaufgaben, durch welche die Spielenden über ca. drei Monate neue künstlerische Verfahrensweisen entdecken und in einer Projektwoche zu einem Gemeinschaftswerk zusammenführen konnten.

Damit aus einem Theaterbesuch (vgl. Theaterperlen / Theaterlenz / Theater im Schulhaus) eine nachhaltige Erfahrung werden kann, ermöglichen wir mit «Theater mit Resonanz» ein Nachbereitungsangebot zu einem Theaterbesuch. Die Themen der erlebten Aufführung wurden von einer Theaterpädagogin aufgenommen und spielerisch vertieft. Dieses Angebot wurde von vier Klassen gebucht. Eine Klasse nutzte das vierstündige Angebot und drei Klassen setzten sich während einer ganzen Woche mit dem Stück auseinander.

Zusammen mit dem Sinfonieorchester Luzern konnte das Kunstvermittlungsprojekt «Musik und Theater – die Zukunft der Erde» einmal durchgeführt werden. Während einer Woche erlebten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit einer Musik- und Theaterpädagogin interdisziplinäre Gestaltungsprozesse und setzten sich mit Fragen rund um Nachhaltigkeit, Umwelt und Klima auseinander. Parallel dazu beschäftigte sich ein Musiker des Luzerner Sinfonieorchesters LSO mit demselben Thema. Die Fundstücke wurden Ende Woche zu einem Gemeinschaftswerk verbunden und in Form einer Werkschau präsentiert.

Kooperationen 2: Projektleitungen für Schulen 

An den Schulen Neuenkirch, Hubelmatt Luzern und Hochdorf sind theaterästhetische Projekte im regulären Stundenplan oder als PU-Angebot (3. ORST; Projektunterricht) implementiert. Zudem installierte die Schule Sempach neu den «Schwerpunkt Theater», um auf der 3. und 4. Primarstufe die Auseinandersetzung mit Theaterspiel als persönlichkeitsbildendem Unterrichtselement zu begünstigen. In allen Kooperationsprojekten spielten oder spielen die Schülerinnen und Schüler unter der Leitung einer Theaterpädagogin des ZTP wöchentlich Theater.

Theater im Unterricht

Das Kooperationsprojekt mit der Schule Sempach wurde auf Wunsch der 3./4.-Klassenlehrpersonen initiiert und gehört in der Schulplanung seit dem Schuljahr 2021/22 zur Unterrichtsentwicklung und zur Schulkultur. Ziel des Kooperationsprojekts ist es, den Schulkindern kreative Prozesse zu ermöglichen und den Lehrpersonen prozessorientierte und partizipative Möglichkeiten und Methoden für den eigenen Unterricht zu eröffnen.

Seit dem Sommer 2021 können alle Schulkinder der 3. und 4. Klassen abwechselnd während insgesamt sieben Doppellektionen pro Klasse mit der Theaterpädagogin kreativ experimentieren und durch Theaterspielen die Ausdruckskraft, das Zusammenspiel und ihre Ideenvielfalt weiterentwickeln. Zudem wird mit jeder der drei 4. Klassen eine Theaterprojektwoche mit der Theaterpädagogin durchgeführt, die in einer Werkschau mit Publikum endet. Eine dieser Wochen hat bereits im November 2021 stattgefunden und wurde zum Thema Ressourcennutzung und Nachhaltigkeit durchgeführt. Zudem stehen allen Lehrpersonen des Schulhauses drei theaterpädagogische Weiterbildungsanlässe offen. Ein Weiterbildungsanlass hat bereits im Oktober 2021 stattgefunden und war thematisch auf das Geschichtenerfinden und -spielen ausgelegt.

Projektunterricht an der Schule Neuenkirch

Im Rahmen des Projektunterrichts setzten sich im Januar 2021 wieder viele Jugendliche mit Schauspiel, Bühnenbild, Kostümgestaltung und Bühnentechnik auseinander. 19 Schülerinnen und Schüler entwickelten gemeinsam ein Theaterstück, das mit viel Engagement die zwischenzeitlich zu überwindenden Corona-Einschränkungen überstand. Das aussagekräftige Theaterstück verhandelte die Gefahren der digitalen Überwachung und die kritische Auseinandersetzung mit manipulativen Algorithmen. Das Gemeinschaftswerk konnten die Schülerinnen und Schüler am 23. Juni 2021 im Pfarreiheim Neuenkirch präsentieren. Um den Schutzmassnahmen des BAG gerecht zu werden, war die Zuschauendenzahl beschränkt und die drei Vorstellungen wurden einem etwas kleineren Publikum präsentiert.

Kooperation 3: Ausbildungsmodule PH Luzern 

Spezialisierung Theaterpädagogik

Der Spezialisierungsstudiengang Theaterpädagogik ist in enger Zusammenarbeit mit dem ZTP konzipiert. In allen Modulen werden die Studierenden an die alltagspraktischen Erfahrungen theatraler Projekte aus der Volksschule herangeführt. Sie sammeln konkrete Erfahrungen und können durch die Expertise des ZTP ihre Kompetenzen in idealer Weise mit Fachwissen und konkreten Erfahrungen aus dem Feld verbinden. Zurzeit sind im Spezialisierungsstudium 65 Studierende angemeldet. Im Abschlussmodul des Bachelorstudiums wurden sieben thematische Projektkonzepte entwickelt, die als Spielvorlagen in die Beratungsunterlagen des ZTP aufgenommen werden, um künftig in Beratungen von interessierten Lehrpersonen zum Einsatz zu kommen. Während die ersten fünf Module in Modulanlässen stattfinden, sammelten fünf Studierende der beiden Master-Jahrgänge in konkreten Projekten mit unterschiedlichen Oberstufenklassen vielfältige Theatererfahrungen. Die Synergien zum Zentrum Theaterpädagogik konnten hierfür optimal genutzt werden.

Wahlmodul Masterstudiengang Schulische Heilpädagogik

Wahlmodul fachdidaktische Impulse SHP 2021

Ausgangslage für das Wahlmodul «Theaterpädagogik – erfahren, gestalten, spielen» war das Vermittlungsformat «ästhetische Expeditionen». Coronabedingt fand das Modul online statt – eine Herausforderung, gründet doch der Inhalt des Moduls vor allem auf eigenen Beobachtungen, Fragen und Erkenntnissen, die beim gemeinsamen Erkunden theatral gestalterischer Erfahrungsräume geschehen. Zusammenspiel und gemeinsames künstlerisches Forschen stehen im Mittelpunkt. Aufgrund der zahlreichen Anmeldungen fand das Modul in zwei Gruppen während vier Tagen statt. Die insgesamt 37 Teilnehmenden beforschten den Begriff «Freiheit» und es gelang ihnen trotz der rein virtuellen Präsenz, in gemeinsame Forschungs- und Spielräume einzutauchen. Es gab sogar Momente, in denen fast vergessen ging, dass wir uns nur über Zoom und nicht in einem physischen Raum begegneten.

Das konkrete Erproben der ästhetischen Expedition, gespickt mit theaterpädagogischen Spielen zu Wahrnehmung, Fantasie und Improvisation, ermöglichte das Erfahren von künstlerischen Zugängen, die in der Berufspraxis angewandt werden können.

Theaterclub

Was die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm Anfang des 19. Jahrhunderts als «Deutsche Hausmärchen» sammelten und aufzeichneten, war die Ausgangslage für die theatrale Auseinandersetzung im Theaterclub. 16 Studierende befassten sich ab Herbst 2020 mit vier Märchen und suchten in künstlerischen Verfremdungsprozessen zu ganz anderen Schlüssen zu gelangen. Vier grimmsche Märchen – vier unerwartete neue Schlüsse und Schlussfolgerungen. Fantasievoll, schauerlich, witzig und absurd waren die dabei entstandenen Bild-/Toninstallationen mit viel Musik, die unter der Leitung von Reto Ambauen (Regie) und Christov Rolla (Musik) im Rahmen der Spezialisierungswochen bis Ostern 2021 entstanden sind. Doch erneut hatte das Coronavirus eine Live-Aufführung im Theater Pavillon gestoppt und die Geschichten wurden zu Videoarbeiten verarbeitet. Und auch wenn Flexibilität und das Agieren in Möglichkeiten als Zukunftskompetenzen beschrieben werden, machte sich neben diesem aktiv gestalteten «Lern- und Trainingsfeld» auch eine gut nachvollziehbare Enttäuschung bemerkbar.


Kontakt

Leiterin Zentrum Theaterpädagogik
Ursula Ulrich
MA ZFH
Sentimatt 1
6003 Luzern
ursula.ulrich@phlu.ch
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