Heterogenität und New Work

Wenn wir über New Work sprechen, dann geht es im Kern nicht einfach um die Ausrüstung von Mitarbeitenden mit Laptops, um digitale Prozesse, neue Kommunikations- und Vertriebskanäle, sondern um eine neue Haltung, einen neuen Mindset, um neue Werte und Normen. Und Heterogenität ist einer dieser Werte.

Heterogenität und Diversität gehören zur DNA des digitalen Wandels

Im Bereich Dienstleistungen sucht man vergeblich nach einem spezifischen Zentrum oder einer Abteilung, die sich explizit der Thematik von Heterogenität und Diversität widmet und dennoch ist das Thema in fast allen Aspekten unserer Arbeit zentral.
In der praktischen theaterpädagogischen Arbeit des Zentrums Theaterpädagogik mit Schülerinnen und Schülern wird Heterogenität zum Potenzial und Inszenierung zum kreativen Möglichkeitsraum für neue Sichtweisen auf ein Thema, das die Schule seit langem umtreibt.

Das Zentrum Medienbildung und Informatik bietet mit dem Projekt «Expertenkids» einen spannenden Ansatz für den Umgang mit heterogenen Klassen im fächerübergreifenden Medien- und Informatikunterricht. Durch das ZEMBI gecoachte Kinder unterstützen als «Expertenkids» ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in er konkreten Anwendung und entlasten die Lehrperson.

Und das Pädagogische Medienzentrum bietet seinerseits eine reichhaltige Ressourcensammlung zum Thema Heterogenität und Diversität, vom Grundlagenwerk für die vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik über praktische Unterrichtsideen bis zur ganz praktischen Medienkiste für den Einsatz im Schulzimmer.

Abteilungsübergreifend haben wir uns die Erfahrungen der zwei Corona-Jahre zunutze gemacht und uns in diesem Jahr im Bereich Dienstleitungen über unsere grundlegenden Haltungen und Werte als Basis neuer Formen von Arbeit und Zusammenarbeit unterhalten und dabei Heterogenität als grundlegenden Wert definiert.

Heterogenität und New Work

Die Coronakrise hat als unfreiwillige Beschleunigerin gezeigt, wie schnell sich Gewohnheiten auch in der Arbeitswelt ändern können, wenn es denn sein muss. Was für viele Vorgesetzte bis März 2020 undenkbar war, wurde innert kürzester Zeit Realität: Homeoffice, Flexwork, mobil-flexibles Arbeiten. Über Jahrzehnte eingeschliffene Erwartungen an den Arbeitsalltag wurden revidiert. Und nach 21 Monaten Homeoffice, online Meetings und Zoom-Apéros wissen wir, dass Arbeiten auf Distanz und Homeoffice für fast alle Mitarbeitenden möglich ist. Dass diese Umstellung aber keine freie Wahl, sondern reine Notwendigkeit war, zeigt sich beispielsweise daran, dass sich bis heute an den Strukturen, Prozessen und Methoden unseres Arbeitens, wenn wir ehrlich sind, nicht viel geändert hat. Was wir machen ist eigentlich mehr Telearbeit als New Work. Wir wissen auch, dass die Qualität und Produktivität im Homeoffice gleich und bei gewissen Tätigkeiten sogar besser ist, als wenn wir im Büro sitzen. Viele Mitarbeitende schätzen die neue Flexibilität und Autonomie.
Mittlerweile kennen wir aber auch die Herausforderungen dieser Arbeitsform: die sozialen Beziehungen unter den Mitarbeitenden leiden, die Identifikation mit der Organisation nimmt ab, einige Mitarbeitende haben Schwierigkeiten bei der Trennung von Arbeitsplatz und privatem Umfeld und – über virtuelle Meetings und Vorlesungen hinaus - remote gemeinsam Neues zu schaffen und kreativ zu sein, fällt uns immer noch schwer.

Dass flexiblere Arbeitsmodelle nachhaltig bestehen bleiben, daran zweifelt fast niemand. Klar scheint: Die Arbeitswelt ist in Veränderung begriffen. New Work erschöpft sich aber nicht im Erarbeiten von Weisungen zu mobil-flexiblem Arbeiten und der Möglichkeit einen Tag pro Woche im Homeoffice zu verbringen, sondern fordert neue Prozesse, neue Rollen, neue Methoden und Kompetenzen und ein Überdenken der grundlegenden Werte von Arbeit und Zusammenarbeit.

Wir haben uns diesem Thema angenommen und uns im Bereich Dienstleistungen in diesem Jahr Gedanken zu den Grundwerten unserer Arbeit und Zusammenarbeit gemacht.

Ausgehend von vier verschiedenen Ebenen, die sich im Kontext der digitalen Transformation in einer Organisation ergeben haben wir auf allen Ebenen in einem ersten Schritt Handlungsfelder skizziert und uns dann auf die Ebene von Haltung und Kultur fokussiert.

Die im Rahmen der Leistungsbereichskonferenz und eines Plenumsworkshops gesammelten und diskutierten Werte wurden anschliessend noch einmal geclustert und bilden nun eine Art «Wertekleeblatt» für New Work bestehend aus den übergeordneten Werten von individueller Freiheit und Autonomie, Zusammenarbeit und Gemeinschaft, Veränderungsbereitschaft und Nutzenstiftung.

Diese Begrifflichkeiten umschreiben für uns gut, was für New Work in einem weiteren Sinne umfasst.

Heterogenität und Flexibilität sind als Haltungen prominent in dieses Wertekleeblatt eingeflossen. Die Fähigkeit, in heterogenen Teams zu arbeiten gehört für uns zu den grundlegenden Kompetenzen von New Work. Denn Untersuchungen zeigen, dass solche Gruppen am intelligentesten und innovativsten sind, in denen Menschen verschiedenen Alters, mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Arbeits- und Denkmustern sowie aus diversen Disziplinen zusammenarbeiten.


Kontakt

Studiengangsleiterin
Andrea Belliger Krieger
Prof. Dr. theol.
Sentimatt 1
6003 Luzern
andrea.belliger@phlu.ch
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