21. Oktober 2025

Pädagogik bei Krankheit: Tagung im Zeichen von Praxis und Perspektiven

Am Freitag/Samstag, 17./18. Oktober 2025, fand in Zürich und hauptsächlich Luzern die Tagung «Wie-So lernt man Pädagogik bei Krankheit?!» statt. Mit bemerkenswerten Statements.

Am Freitag/Samstag, 17./18. Oktober 2025, fand  die internationale Tagung «Wie-So lernt man Pädagogik bei Krankheit?!» an der PH Luzern statt. Verbunden war diese mit der Frage «Wie-So ein neues KISPI Zürich»? Antworten darauf gab die Fachtagung Spitalpädagogik in Zürich, die mit einem Rundgang durch das KISPI Zürich samt Spitalschule begann und dann direkt an die PH Luzern weiterführte.  «Zwei Tagungsorte - eine Tagung im Verbund», steht auch konzeptionell für die Verzahnung von Praxis, Wissenschaft und Forschung für erkrankte Schüler*innen in allen Schulen. Vertreter aus dem Kultusministerium in Baden-Württemberg (Ministerialrat Hubert Haaga) und der Bildungsdirektion Wien (Diversitätsmanager Gerhard Weiss) ergänzten die Schulverwaltungsperspektive.

Knapp 100 Teilnehmende kamen nach Luzern zur internationalen Fachtagung «Wie-So lernt man Pädagogik bei Krankheit?!». Im Lead für die organisierende PH Luzern war Robert Langnickel, der mit prägnanten Statements eröffnete und begleitete. Mit «Krankheit unterbricht oft den Stundenplan, Krankheit darf jedoch nicht die Bildung von Kindern unterbrechen» leitete er die ersten zwei Keynotes von renommierten internationalen Fachpersonen ein. Annett Thiele (Universität Oldenburg) sprach über «Körper und Geist als unteilbare Einheit», Oskar Jenni (Universität Zürich) über das «Kindsein trotz Krankheit». 

Am Samstag folgten zwei weitere Referate (von Christine Schmalenbach, Universität Hamburg, über «Psychologische Grundbedürfnisse und pädagogische Professionalität im Kontext von Krankheit: Autonomie, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit» und von Nicola Sommer, PH Salzburg, über Wege zur Teilhabe für chronisch erkrankte Kinder und Jugendliche in der Regelschule») sowie acht Workshops, für welche sich die Teilnehmenden auch spontan einschreiben konnten.

Anschliessend stellte Robert Langnickel, Leiter der internationalen Forschungsgruppe «Pädagogik bei Krankheit und Spitalschulpädagogik (Pb-KuS)» Auszüge aus dem Curriculum für den künftigen MAS Pädagogik bei Krankheit dem interessierten Publikum vor. Die Forschungsgruppe wie die Tagung wurde von der Schweizer Stiftung Movetia gefördert. 

«Pädagogik bei Krankheit baut krankheitsbedingte Barrieren ab und enthindert Behinderung bei Krankheiten. Sie verwandelt Ausfallzeiten in Lernzeiten und Unsicherheit in Perspektiven.»

Auch die Workshop-Titel waren prägnant (z.B. «Der Tod macht keine Ferien»), sie widmeten sich innovativen Unterrichtsformaten oder auch Erfahrungen aus der Praxis. Präsentiert wurden schliesslich Ergebnisse der Pb-KuS-D-A-CH-Studie zu Spitalschulen, Stimmen aus der Spitalschule und wiederum praxis- sowie lösungsorientierte Fallbeispiele zum Themenbereich Krankheit und Regelschule.

Zu hören und erleben waren in den Workshops, aber auch in den Pausen mit Gelegenheiten zum informellen Austausch, stets engagierte, hochqualifizierte Menschen wie etwa Pierre-Carl Link (HfH), der sagte: «In einer Zeit, in der pädagogische Schwierigkeiten oft schnell psychologisiert oder medizinisch gedeutet werden, setzt Pädagogik ein wichtiges Gegengewicht.» Oder wie Martina Hoanzl (PH Ludwigsburg) anfügte: «Bei Krankheit baut Pädagogik Brücken durch Unterricht und Beratung.» Christine Walser (HOPE Schweiz) nahm diesen Ball auf: «Unterricht lässt kranke Kinder und Jugendliche ihre gesunden Seiten, ihre Ressourcen erleben – im Sinne von: Es ist nicht alles krank an mir.» Dennis Hövel würdigte die Spitalschulen mit erkrankten Kindern und Jugendlichen sowie ihre Lehrpersonen als «stille Helden im Bildungssystem», denn «sie sichern Kontinuität, Beziehung und Hoffnung, wo Lernen sonst abbrechen würde.» Diese Aussage wurde von Melanie Willke (HfH) mit dem Hinweis ergänzt: «Es geht nicht nur um das Wie des Unterrichtens, sondern auch um das Warum des pädagogischen Handelns. Pädagogik bei Krankheit ist weniger ein Ort als eine Haltung, geprägt von Achtsamkeit, Flexibilität und dem Vertrauen, dass jedes Kind Lernende oder Lernender bleiben kann.»

«Pädagogik bei Krankheit hält Lernwege offen», bilanzierte Robert Langnickel am Ende einer zweitägigen, intensiven und Perspektiven aufzeigenden Tagung. Sein Schlusswort war und ist ein besonders bemerkenswertes Statement: «Pädagogik bei Krankheit baut krankheitsbedingte Barrieren ab und enthindert Behinderung bei Krankheiten. Sie verwandelt Ausfallzeiten in Lernzeiten und Unsicherheit in Perspektiven.»


Kontakt

Dozent
Robert Langnickel
Dr. phil.
Sentimatt 1
6003 Luzern
robert.langnickel@phlu.ch
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