16. Juni 2025

Austauschsemester in Norwegen

Viviane Kaufmann, Studentin im Masterstudiengang Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft und Nachhaltige Entwicklung und ausgebildete Primarlehrperson, verbrachte ein Austauschsemester in Norwegen. Im Interview erzählt sie aus ihrem Alltag. 

 

Wie sah ein typischer Tag in deinem Austauschsemester an der University of South-Eastern Norway in der Provinz Vestfold aus?

Viviane Kaufmann: Grundsätzlich fand das Modul «Outdoor Education», das ich besuchte, immer von 10 bis 14 Uhr statt. Das Modul begann immer mit einem Input im Seminarraum und oftmals gingen wir danach direkt ins Naturschutzgebiet, um das Gelernte draussen umzusetzen. Nach 14.00 Uhr konnte man von den vielen sportlichen Angeboten wie Volleyball, Badminton oder Yoga, profieren. Es gab aber auch andere Aktivitäten, wie zum Beispiel ein Strick-Café. Sehr oft traf ich mich auch mit den anderen Studierenden, um etwas zu unternehmen. Es gab immer etwas zu tun! Leider wurde kein Sprachkurs angeboten, aber ich besuchte zusammen mit einer deutschen Austauschstudentin in der Gemeinde einen Sprachkurs, um auch etwas Norwegisch zu lernen.

Kannst du zur Lehrveranstaltung, die du besucht hast, inhaltlich etwas erzählen? War etwas Überraschendes dabei? Was nimmst du daraus mit für deine weitere Ausbildung an der Heim-PH oder deine Tätigkeit als Primarlehrperson?

In der Lehrveranstaltung ging es vor allem um das Draussen-Unterrichten. Es war eine Vollzeitveranstaltung im Umfang von 30 ECTS. In Norwegen ist das Draussen-Unterrichten ein Teil des Lehrplans und wird direkt in die Lehrpersonenausbildung integriert. Das Modul, das ich besuchte, war als Vertiefungsmodul konzipiert. Neben Austauschstudierenden aus verschiedenen Ländern nahmen deshalb auch zwei Kindergärtner*innen aus Norwegen daran teil. Ein Teil war das Lernen von fachwissenschaftlichen Inhalten – also zum Beispiel, welche Vogelarten es gibt und welche Flugarten sie haben. Danach gingen wir nach draussen und wendeten das Wissen an. Gleichzeitig sammelten wir auch direkt Ideen, wie wir diese Inhalte Kindern vermitteln könnten. Das Ganze war also dreigeteilt: Fachwissenschaft, Fachdidaktik und das Erlebnis an sich. Ich würde mich jetzt zwar immer noch nicht trauen, vor einer Schulklasse im Wald zu stehen und die Vogellaute zu bestimmen (lacht), aber sich Ideen zur Vermittlung überlegen, fand ich sehr bereichernd.

Ein wichtiger Fokus des Moduls lag auf der Erlebnispädagogik, die darauf abzielte, wie man Kinder und Jugendliche – vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe – die Natur erleben lassen kann. Nach dem Prinzip «Was sie kennen, wollen sie auch schützen», wurde besonders auf den Umweltaspekt Wert gelegt. Ich versuchte dann jeweils, Vergleiche zu ziehen zu meiner PH-Lehrpersonenausbildung und sah viele Parallelen in den fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Inhalten. Die Erlebnispädagogik findet jedoch eher losgelöst von der Ausbildung statt. Ich fand es deshalb sehr schön, dass in Norwegen der Erlebnispädagogik viel Platz eingeräumt wird. Das Modul bot eine sehr spannende Kombination.

Im Rahmen der Veranstaltung absolvierten wir ein zweiwöchiges Praktikum in einem ausserschulischen Lernort, einem Naturzentrum. Ich merkte, dass die Schulkinder, die an den Programmen teilnahmen, sich gewohnt waren, draussen zu sein. Sie waren optimal ausgerüstet und bewegten sich ganz selbstverständlich in der Natur – kletterten beispielsweise problemlos auf sehr hohe Bäume. Die Kinder durften vieles auch sehr eigenständig entdecken. Das Vertrauen der Lehrpersonen, dass die Kinder ihre eigenen Grenzen kennen, war gross.

Was hat dir in deinem Austauschsemester am besten gefallen?

Allgemein fühlte es sich ein bisschen an, wie in einem grossen Pfadilager (lacht)! Eine Philosophie in Norwegen ist das «Friluftsliv», also so oft wie möglich draussen an der frischen Luft und in der Natur unterwegs zu sein. Das gefiel mir sehr gut. Einerseits lernte ich, was man alles wahrnehmen kann, wenn man draussen unterwegs ist, und andererseits war es einfach schön, selbst so oft draussen zu sein.

Ich fand es ausserdem grossartig, dass wir genügend Freizeit hatten, um eigene Exkursionen zu unternehmen. Wir wurden dabei von den Dozierenden sehr unterstützt. Wenn man zum Beispiel Fjellskifahren wollte, halfen sie uns mit Tipps zu Routen oder Übernachtungsmöglichkeiten. Wir wurden aktiv dazu angeregt, viel Neues auszuprobieren und unsere Komfortzone zu verlassen.

Welche Faktoren erwiesen sich als komplizierter oder aber einfacher als gedacht?

Es war eigentlich recht vieles einfacher als gedacht. Da ich nur ein Modul besuchte, war vieles vermutlich einfacher zu organisieren. Das International Office der PH Luzern hat mich bei allem sehr unterstützt. Vor Ort hatte ich auch eine Ansprechperson.

Das Umständlichste war vielmehr, dass wir öfters einen Feueralarm hatten und uns gefühlt einmal monatlich in der Nacht im Pyjama vor dem Studierendenwohnheim wiederfanden, weil Mitstudierende während dem Pizza-Backen eingeschlafen waren (lacht). Aber auch das war ein bleibendes Erlebnis.

Welche Orte und/oder Begegnungen im Austausch haben dich besonders fasziniert oder waren sehr hilfreich?

Sehr geholfen hat mir, dass eine weitere Studentin der PH Luzern zur gleichen Zeit am gleichen Ort im ihr Austauschsemester machte. Wir hatten uns vor der Abreise einmal getroffen und standen während des ganzen Aufenthalts in engem Kontakt. Schon am ersten Tag in Norwegen konnten wir bereits zusammen zu Abendessen – das nahm uns beiden die Nervosität. Wir unternahmen vieles gemeinsam, beispielsweise gingen wir Langlaufen.

Ich war auch auf einer mehrtägigen Hüttentour mit Fjellskis. Es gibt in Norwegen glücklicherweise eine Organisation, die kostenlos Outdoor-Material wie Skiausrüstungen, Zelte, Schlafsäcke usw. ausleiht. Das war genial und ermöglichte mir viele Exkursionen, die ich mir sonst nicht hätte leisten können. Direkt in der unmittelbaren Gegend zur Uni gab es Fjorde und ehemalige Gletscherlandschaften zu entdecken, so habe ich während des Semesters vor allem in Südnorwegen Ausflüge unternommen.

Es war nicht ganz einfach, mit Norweger*innen in Kontakt zu kommen. Im Strick-Café machte ich jedoch Bekanntschaft mit einer norwegischen Mitstudentin und lernte sie dann an einer Studierendenfeier besser kennen. Am Ende des Semesters reist ich noch einen Monat lang bis in den Norden von Norwegen – und sie lud mich zu sich nach Hause ein. Ich durfte sie dort an ein Dorffest begleiten.

Was hast du im Austauschsemester vermisst? 

Zwischendurch vermisste ich meine Familie und meine Freund*innen in der Schweiz. In diesen Momenten war ich sehr dankbar, dass ich mich mit der anderen Studentin der PH Luzern austauschen konnte. Wir stützten uns gegenseitig.

Und was vermisst du nun an Norwegen, seit du wieder zuhause bist?

So vieles! (lacht) Ich glaube, vor allem die Leichtigkeit, die ich während des Semesters verspürte. Es gab so viele Möglichkeiten und Angebote, und ich hatte viel mehr Zeit für mich. Die Uhr lief irgendwie langsamer. Ich vermisse auch die Nähe zur Natur. Sobald ich aus dem Studierendenwohnheim trat, war ich in der Wildnis.

Zum Abschluss: Was rätst du Studierenden, die ein Austauschsemester machen möchten?

Es einfach zu wagen!

Weitere Infos zum Studiengang

Anmeldungen zum Studium im Herbstsemester 2025 sind noch bis 31. Juli 2025 möglich.


Kontakt

Studiengangsmanagerin NMG/NE
Valérie Bürgy
MA
Sentimatt 1
6003 Luzern
valerie.buergy@phlu.ch
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