Ziele des Umgangs mit Geschichte und Erinnerung in den Schulen sowie deren praktischen Umsetzung im Unterrichtsalltag

Die Frage nach dem Sinn von Geschichtsunterricht wurde in letzter Zeit weltweit vermehrt gestellt und intensiv diskutiert. Im vorliegenden Projekt werden zuerst die Ziele der Vermittlung international vergleichend untersucht und danach deren Überprüfung im Unterrichtsalltag.

Übersicht

Forschungsschwerpunkt / Themenfeld
  • Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen
  • Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen
Status
laufend
laufend
Zeitraum
01.01.2021 - 31.12.2024
01.01.2021 - 31.12.2024

Beschreibung

Ausgangspunkt des vorliegenden Projekts war die Erkenntnis, wie unterschiedlich die Geschichte des eigenen Landes vermittelt wird. Dabei zeigte sich, dass Geschichtsunterricht in verschiedenen Ländern zur Stärkung des Nationalismus instrumentalisiert wird. Andererseits ist Geschichte als eigenständiges Schulfach vielerorts dabei, aus den Lehrplänen zu verschwinden. Nicht zuletzt die starke Fokussierung vieler Schulsysteme auf Nützlichkeit wirft die Frage auf, was der Umgang mit Geschichte und Erinnerung tatsächlich zum Verständnis der Gegenwart und zum Funktionieren der Gesellschaft beitragen kann: Sollen die Lernenden individuelle und soziale Identitäten aufbauen? Oder dient die Beschäftigung mit Geschichte und Erinnerung der Historischen Bildung? Sollen kritisches Denken ausgebildet und Kompetenzen zum Umgang mit Informationen entwickelt werden? Anders gefragt: Wird Geschichte als Lehrmeisterin für Gegenwart und Zukunft, als Erzählerin über Vergangenheit, als Identitätsstifterin oder als Wissenschaft vermittelt?

Im vorliegenden Projekt werden deshalb zuerst die Ziele der Vermittlung international vergleichend untersucht und danach deren Überprüfung im Unterrichtsalltag.

Unterschiedliche Ausrichtungen in der Geschichtsvermittlung haben vielfältige und komplexe Auswirkungen einerseits auf die Legitimation eines Staates als politisches Gebilde und andererseits auf die Identitätsfindung der Individuen. Besonders in mehrsprachigen und plurikulturellen Staaten – zum Beispiel in der «Willensnation» Schweiz, in Kanada oder Belgien – und in Staaten, die eine eigene Identität suchen – zum Beispiel in postkolonialen Staaten oder in Nachkriegsländern – sind dies bedeutsame Phänomene, über die die Wissenschaft noch kaum verlässliches Wissen bietet. Politik hat deshalb vielerorts die Gelegenheit, Geschichtsvermittlung in ihren Dienst zu nehmen. Auch deshalb interessiert die international vergleichende Analyse der Ziele des Umgangs mit Geschichte und Erinnerung in den Schulen sowie deren praktischen Umsetzung im Unterrichtsalltag und in der Öffentlichkeit: «Wozu sich mit Geschichte und Erinnerung beschäftigen?» lautet die erste Hauptfrage dieses Teilprojekts.

Die zweite Hauptfrage lautet: Wie spiegeln sich die Zielsetzungen der Geschichtsvermittlung in der alltäglichen Unterrichtspraxis? Nach den eher theoretisch und quantitativ empirischen Arbeiten rücken nun Fallstudien und damit eher qualitativ orientierte Untersuchungen in den Blick. Hier interessiert die Prüfungspraxis: Wie werden Beurteilungen vorbereitet? Was genau wird überprüft? Welche Materialien werden herangezogen? Wie werden die Beurteilungen durchgeführt? Welche Folgen haben sie.

Zu beiden Hauptfragen entstehen Sammelbände als Überblick sowie einzelne länderspezifische Studien, zum Teil als Dissertationen.


Organisation

Beteiligte interne Organisationen
Institut für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen
Institut für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen
Finanzierungstyp
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)
andere interne Finanzierung
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)
andere interne Finanzierung

Beteiligte Personen

Intern


Publikationen & Vorträge

Fink, N., Furrer, M. & Gautschi, P. (Eds.). (2023). Why History Education? Frankfurt/M.: Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.5281/zenodo.10043518

Furrer, M., Gautschi, P. & Fink, N. (2023). Why History Education? An Introduction. In M. Furrer, P. Gautschi & N. Fink (Eds.), Why History Education? (pp. 8-20). Frankfurt/M.: Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.5281/zenodo.10141696

Furrer, M. (2021). Why History Education? Digital Conference of the International Society for History Didactics (ISHD), Pädagogische Hochschule Luzern, Luzern, 16.09.2021 bis 18.09.2021.

Steger, J. & Gautschi, P. (2023). Why History Education? Exams as a Mirror for Teaching and Learning History. Why History Education? Exams as a Mirror for Teaching and Learning History, Luzern, 14.09.2023 bis 16.09.2023.

Riedweg, N. & Gautschi, P. (2020). Der Einfluss geschichtsspezifischer Überzeugungen von Lehrpersonen auf die Vermittlung der Geschichte des eigenen Landes. In N. Fink, M. Furrer & P. Gautschi (Hrsg.), The Teaching of the History of One's Own Country: International Experiences in a Comparative Perspective (S. 170-183). Frankfurt/M.: Wochenschau Verlag.

Fink, N., Furrer, M. & Gautschi, P. (2020). Die Vermittlung der Geschichte des eigenen Landes: Eine besondere Herausforderung für Wissenschaft und Praxis. In N. Fink, M. Furrer & P. Gautschi (Hrsg.), The Teaching of the History of One's Own Country: International Experiences in a Comparative Perspective (S. 13-30). Frankfurt/M.: Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.5281/zenodo.4085057

Riedweg, N. & Gautschi, P. (2023). 教師の歴史固有のビリーフが自国史の伝達に与える影響 (Deutsch: Der Einfluss geschichtsspezifischer Überzeugungen von Lehrpersonen auf die Vermittlung der Geschichte des eigenen Landes). In A. Utsunomiya (Ed.), 歴史教師のビリーフに関する国際比較研究 日本・スイス・カナダの三か国調査 (pp. 105-121). Japan: 風間書房.

Gautschi, P. & Steger, J. (2020). Simple Examination Tasks Instead of Complicated Tests! Public History Weekly, 8(7), 1-13. https://doi.org/10.5281/zenodo.4030709

Sager, U. (2023). Jugendliche erzählen die Geschichte des eigenen Landes: Zum historischen Erzählen von Schülerinnen und Schülern am Ende ihrer schulischen Allgemeinbildung. Geschichtsunterricht erforschen. Frankfurt/M.: Wochenschau Verlag. https://doi.org/10.46499/2214


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