Schultheatertage und Lernwerkstatt – Hand in Hand

Zum Jubiläum «30 Jahre Luzerner Schultheatertage» gab es im Jahr 2018 viele Möglichkeiten, Theater hautnah zu erleben. Mit 30 verschiedenen Expeditionen eröffnete das Zentrum Theaterpädagogik (ZTP) in Zusammenarbeit mit der Lernwerkstatt neue Spiel- und Experimentierräume. Dabei wurden «Spuren» verfolgt, welche Schülerinnen, Schülern sowie Lehrpersonen neue Zugänge und Arbeitsweisen im Bereich ästhetischer Bildungsprozesse ermöglichen.

Die 30 unterschiedlichen Expeditionen umfassten selbstentwickelte theaterästhetische Produktionen, Workshops oder Theaterwochen für alle Stufen sowie Impuls-, Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen für Studierende und Lehrpersonen. Zu Beginn der Theaterpädagogik-Lernwerkstatt-Kooperation standen zwei Fragen: Welche Möglichkeiten bietet der Schulalltag, um ästhetische Bildungsräume für Schülerinnen und Schüler bewusst zu gestalten und zu reflektieren? Und: Inwiefern evozieren Lernsettings Vorstellungen von Bildungsräumen der Lehrpersonen?

Auf Expedition

22 Schulklassen aller Stufen wurden auf den theaterästhetischen Expeditionen von Studierenden (Spezialisierung Theaterpädagogik) und Theaterpädagoginnen und -pädagogen des ZTP begleitet. Sie hatten dabei Gelegenheit, neue Formate von Theater im pädagogischen Umfeld zu erproben. Im Fokus standen Zugänge und Arbeitsweisen, die im Grenz- und Überlappungsbereich schulischen und künstlerischen Arbeitens angesiedelt sind. Zentral war dabei ein lustvoller Entdeckergeist, der ganz bewusst das Unplanbare zur Ausgangslage nimmt und dabei Neues schafft – mal lauter, mal leise konzentriert.  

Wer morgens einen Blick in die Lernwerkstatt warf, fand ein grosses Materiallager in einem leeren Raum vor. Wer abends kam, entdeckte als Spuren des Tages gemeinsam gestaltete Installationen, in welchen unzählige Geschichten schlummerten. Parallel zu den herkömmlichen Angeboten für Schulklassen ermöglichte das ZTP auch eine Lernumgebung für ehemalige Theater-Spezialisierungsstudierende und Lehrpersonen, welche in der Auseinandersetzung mit dem Vermittlungsformat «Ästhetische Expeditionen» der Frage nach dem eigenen Bildungsverständnis nachgingen.

Wohin die Spuren führten

Im Spannungsfeld zwischen dem «Schon-Wissen» und «Noch-Herausfinden» bekam das Suchen, Entdecken und Verfolgen individueller Spiel- und Gestaltungsspuren eine doppelt-neue Bedeutung. Zum einen wurden Räume zwischen schulischem und künstlerischem Arbeiten erkundet und zum anderen Praxis-Forschungsergebnisse ausgehend von den Erfahrungen und Erkenntnissen aus der «Werkstatt-Trilogie» (in die Schultheatertage integrierte Praxis-Forschungsprojekte, 2012-2016) verdichtet und als neues Vermittlungsformat weiterentwickelt. Die Synergien zwischen den Schultheatertagen – eine Dienstleistung im Auftrag der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern –, der Ausbildung und der Lernwerkstatt begünstigten die Weiterentwicklung der «Ästhetischen Expeditionen».

Das Geburtstagsgeschenk

In festlichem Gewand gingen vom 5. bis zum 8. Juni 2018 schliesslich die 30. Luzerner Schultheatertage über die Bühne des Theaterpavillons Luzern. 11 Klassen zeigten in insgesamt 16 Aufführungen ihre Arbeiten zum Thema SPUREN. Davon kamen 10 Klassen aus dem Kanton Luzern und eine aus dem Kanton Schwyz. Während des Projektprozesses kamen auch die teilnehmenden Lehrpersonen und ihre Klassen in Berührung mit dem Vermittlungsformat. Die an den Theatertagen beteiligten Klassen begaben sich auf ergebnisoffene Expeditionen und erprobten die wegweisende Neuerung als eine Art kreative Wegbeschreibung für theaterästhetische Prozesse. Während der Festivalwoche schauten insgesamt 1320 Menschen das diesjährige Jubiläumsprogramm. Mit den Vorstellungen, welche die einzelnen Klassen zusätzlich an ihrem Schulort veranstalteten, erreichen die Spielenden mehr als 3000 zuschauende Mitschüler*innen sowie ein öffentliches Publikum. Am 6. Juni wurde im Rahmen der Geburtstagsfeier mit rund 50 geladenen Gästen auf die hinterlassenen sowie auf die künftig zu verfolgenden Spuren angestossen. Als Geburtstagsgeschenk wurde dem Zentrum Theaterpädagogik schliesslich das neue Format «Ästhetische Expeditionen» – als Weiterentwicklungspotenzial für die nächsten 30 Jahre – symbolisch übergeben.

Das Vermittlungsformat

Unterdessen sind die «Ästhetischen Expeditionen» fixer Bestandteil bei der Begleitung von Schulklassen und dienen zugleich als Ausgangslage in Aus- und Weiterbildungsmodulen der PH Luzern. Das Format umfasst acht Elemente, welche in frei wählbarer Kombination eine ästhetische Spurensuche mit Spiel- und Gestaltungsformen des Theaters ermöglicht. Im Zentrum stehen forschende und künstlerische Prozesse, die sich in allen Schulfächern und auf allen Schulstufen anwenden lassen. Um die gewonnenen Erkenntnisse sowohl für die Volksschule als auch für die Ausbildung nutzbar zu machen, ist ein digitales Lehr-Lernmittel am Entstehen. 


Kontakt

Leiterin Zentrum Theaterpädagogik
Ursula Ulrich
MA ZFH
Sentimatt 1
6003 Luzern
ursula.ulrich@phlu.ch
Portrait
spacer