15. Dezember 2025

Unterrichtsmaterialien zu den Kinofilmen «Hallo Betty» und «Stiller»

Digitale Lernangebote aus dem Masterstudiengang: Geschichtsdidaktik und öffentliche Geschichtsvermittlung: Zwei Videobooks verbinden Film, Geschichte und Medienbildung.

Wie filmische Erzählungen, historische Fragestellungen und digitale Vermittlungsformen im Unterricht zusammenspielen können, zeigen zwei neue Projekte aus dem Masterstudiengang Geschichtsdidaktik und öffentliche Geschichtsvermittlung der PH Luzern. Die von Annica Huwyler und Deborah Frey entwickelten Videobooks «Hallo Betty» und «Stiller» richten sich an Lehrpersonen und Schüler*innen der Sekundarstufen I und II und wurden in Zusammenarbeit mit C-FILMS und DOCMINE Productions realisiert. Beide verbinden Film mit digitalen Unterrichtsmaterialien und eröffnen zeitgemässe Zugänge zu historischen und gesellschaftlichen Themen. Eine wunderbare Ergänzung für Lehrpersonen, die die Schulvorstellungen von Kinokultur mit ihren Schüler*innen die Kinofilme besuchen.

 

«Der Studiengang an der PH ermutigte mich, mein erstes eigenes Praxisprojekt im Bereich der Public History zu entwickeln und umzusetzen.»

Annica Huwyler

«Hallo Betty» – Einblicke in Nachkriegszeit, Konsum und Rollenbilder

Für den Spielfilm «Hallo Betty» hat Annica Huwyler ein Videobook entwickelt, das die Entstehung der Kunstfigur Betty Bossi und die Geschichte ihrer Schöpferin und Werbetexterin Emmi Creola-Maag vertieft. Der Film thematisiert noch immer aktuelle Themen wie Gleichstellung, Vereinbarkeit und Selbstverwirklichung und macht gesellschaftliche Spannungsfelder der Nachkriegszeit sichtbar. Das didaktische Material ermöglicht Schülerinnen und Schülern einen lebendigen Zugang zur Sozial-, Konsum- und Alltagsgeschichte der 1950er-Jahre und regt zur Auseinandersetzung mit historischen Rollenbildern, Familienmodellen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen an.

Das Videobook bietet einen entdeckenden Zugang zum Film und seinen historischen Hintergründen. In vier Kapiteln werden Filmsequenzen, Interviews, Archivmaterialien, Musik und Texte zu einer multimedialen Erlebniswelt verknüpft, die Geschichte auf kognitive wie auch sinnliche Weise erfahrbar macht.

Das Unterrichtsmaterial eignet sich über Geschichte und Medienbildung hinaus besonders für die Fächer WAH und ERG, da es wirtschaftliche, alltags- und wertebezogene Fragestellungen der Nachkriegszeit thematisiert.

Ein ausführliches Interview mit Annica Huwyler findet sich hier.

«Die Arbeit am Videobook zu Stiller hat mir gezeigt, wie literarische Inhalte durch digitale Vermittlungsformen neu erschlossen und für junge Zielgruppen nachhaltig erfahrbar gemacht werden können. Toll war für mich die Kombination von Geschichts- und Deutschdidaktik und dass ich meine Erfahrung als Sekundarlehrperson einbringen konnte.» 

Deborah Frey

«Stiller» – Literaturvermittlung, Filmproduktion und Schweizer Zeitgeschichte

Das Videobook zu «Stiller» wurde von Deborah Frey entwickelt und bietet einen niederschwelligen Zugang zu Max Frischs Werk, zur filmischen Adaption und zur Schweiz nach 1945. Interviews mit Beteiligten aus der Filmproduktion und der Frisch-Stiftung geben Einblicke in Produktionsentscheidungen und Deutungsprozesse.

Die drei Module – Film, Max Frisch, Zeitgeschichte – ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit Identität, Selbst- und Fremdbildern, Geschichtskultur und gesellschaftlichen Umbrüchen.

Das Videobook ist neben Geschichte und Medienbildung auch im Deutschunterricht einsetzbar, indem es literarische, erzählerische und filmische Zugänge miteinander verbindet.

Digitale Vermittlung als Zugang zu Geschichtskultur

Beide Videobooks zeigen, wie digitale Vermittlungsformate historische Inhalte zugänglich und reflexiv bearbeitbar machen können. Sie eröffnen Lernenden Räume, filmische und historische Quellen kritisch zu betrachten, gesellschaftliche Narrationen zu hinterfragen und eigene Deutungen zu entwickeln. Ausserdem regen die Videobooks zur Reflexion über Erinnerungskultur an und verbinden analoge Filmerlebnisse mit digitalen Lernformen. So wird Geschichtskultur nicht nur vermittelt, sondern aktiv erarbeitet von den Lernenden selbst. Damit leisten die Projekte einen innovativen Beitrag zur Public History im schulischen Kontext und zur Weiterentwicklung zeitgemässer Unterrichtsformen in verschiedenen Fächern und /fächerübergreifenden Lernsettings.

Text: Olivia Derzi


Kontakt

Dozentin & Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Christine Szkiet
Dr. phil.
Frohburgstrasse 3
6002 Luzern
christine.szkiet@phlu.ch
Portrait
spacer