16. Mai 2022

Historische und politische Bildung im Museum und im Rathaus

Historisches Lernen vor Ort ist im Rahmen der geschichtsdidaktischen Ausbildung der Stufe SEK II einer der Schwerpunkte. Die Exkursion der Geschichtsstudierenden soll zukünftige Gymnasiallehrerinnen und -lehrer für das grosse Potenzial sensibilisieren und konkrete Möglichkeiten aufzeigen. Am 6. Mai 2022 besuchten die Dozierenden Karin Fuchs und Michel Charrière mit ihren Studierenden zwei ausserschulische Lernorte: das Bundesbriefmuseum und das Rathaus von Schwyz.

Das Bundesbriefmuseum in Schwyz ist ein exemplarischer Lernort für historische Bildung. Seine Exponate, allen voran natürlich der Bundesbrief von 1291 als älteste erhaltene Urkunde der Eidgenossenschaft, laden die Besucherinnen und Besucher zu einer Zeitreise in die Schweizer Geschichte ein und fordern sie heraus, zwischen Geschichte und (mythischen) Geschichten zu unterscheiden. «Solche Aufklärungsarbeit ist auch 2022 nicht überholt, wenn mitunter selbst Gymnasiastinnen und Gymnasiasten den Bundesbrief noch immer für die schweizerische Gründungsurkunde halten», wie Michel Charrière, Fachkoordinator Geschichte der PH Luzern und Gymnasiallehrer in Schüpfheim bemerkt.

Nicht minder spannend als die Exponate ist deren Inszenierung im eigens für den Bundesbrief geschaffenen und an eine Kathedrale erinnernden Museumsgebäude. Auf dieser zweiten Ebene wird das Museum zum Zeitzeugen der «Geistigen Landesverteidigung» im Abwehrkampf gegen die zunehmende Bedrohung durch den Nationalsozialismus. 1936 vom Gesamtbundesrat eingeweiht, trennen dieses Ereignis nur gerade drei Jahre von der berühmten Landesausstellung («Landi») 1939 in Zürich und dem Zeitpunkt der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Die 2014 unter der Leitung von Annina Michel neu konzipierten Dauerausstellung zieht das Publikum durch ein geschickt inszeniertes Zusammenspiel zwischen Tradition und Dekonstruktion in ihren Bann. Auf einem gemeinsamen Rundgang hat die Museumsleiterin «hinter die Bühne» geführt: Im Zentrum standen die Ziele und Hintergründe dieser Ausstellungskonzeption, auch im Vergleich mit den älteren Ausstellungen, aber auch die Möglichkeiten und Erfahrungen im Bereich der schulischen Vermittlung. Auf die aktuelle Ausstellung zugeschnittene Unterrichtsmaterialien wurden von Karin Fuchs und Annina Michel gemeinsam erarbeitet und stehen auf der Museumswebsite zum freien Download zur Verfügung.

Diese Exkursion gehört zum Programm der fachdidaktischen Ausbildung im Rahmen des Moduls «Historische Bildung» von Karin Fuchs. 2022 erfuhr sie erstmals eine Erweiterung im Rahmen des neu konzipierten Moduls «Politische Bildung» von Michel Charrière.

Deshalb führte der zweite Teil der Exkursion ins nahe gelegene Schwyzer Rathaus. Dort empfingen die Kantonsräte Alex Keller und Jonathan Prelicz (beide SP) die Gäste zu einer Diskussion über die Bedeutung der politischen Bildung und die Möglichkeiten, aktuelle politische Debatten ins Klassenzimmer und umgekehrt Schülerinnen und Schüler zu aktuellen Debatten in den Kantonsratssaal zu bringen. Eine solche Chance bietet etwa das «Projekt Schwyzer Dialog», das von sämtlichen Fraktionen des Kantonsrats getragen wird.

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