16. November 2025

Erfolgreiche Buchvernissage
von Jürg Flückiger in Solothurn

Die Vernissage des neuen Buchs von Jürg Flückiger, Masterstudent des Studiengangs Geschichtsdidaktik und Public History an der PH Luzern, bot  mehr als eine klassische Lesung. 

(von links) Jürg Flückiger, Flavio Eichmann und Marcus Signer mit Publikum. Foto: zvg

Die Buchhandlung Lüthy in der Solothurner Altstadt war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zwischen den Regalen unter dem Schild «Bestseller» herrschte gespannte Erwartung. Das Publikum war gekommen, um Gefangene Befreier kennenzulernen, das neue Buch von Jürg Flückiger, Masterstudent des Studiengangs Geschichtsdidaktik und Public History an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Die rund 100 Anwesenden erlebten eine Vernissage, die mehr war als eine klassische Lesung. Sie wurde zu einem Abend, an dem Geschichte lebendig wurde: emotional, vielstimmig und mit einem beeindruckenden Gespür für historische Zusammenhänge.

Geschichte trifft auf Gegenwart

Den Auftakt machte eine Gesprächsrunde mit vortrefflicher Besetzung: Neben dem Autor nahmen der Schauspieler Marcus Signer und der Historiker Flavio Eichmann, Generalsekretär der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG), Platz. Signer verlieh den gelesenen Passagen mit seiner markanten Stimme eindrückliche Tiefe, während Eichmann die erzählten Ereignisse souverän in den grösseren historischen Kontext einordnete.

Besonders berührend war die Anwesenheit von Nachkommen der historischen Protagonist*innen, die teils von weit her angereist waren. Sie schlugen eine lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart – ein Moment, der die Geschichte aus dem Buch in die Realität zurückholte.

Wenn die Geschichte den Autor findet

«Ich glaube, man kann sagen, dass nicht ich die Geschichte gefunden habe, sondern sie mich», erklärt Jürg Flückiger zu seinem Buch. Nach dem Umzug aus der Stadt Bern nach Utzenstorf stiess er auf die Begebenheit einer Notlandung eines US-Bombers von 1943. Dies war kein Einzelfall. Die Tagebücher der beiden internierten Flieger George Michel und Jim Hewlett wurden zum Kern seines Buches, die er als «so spannend wie ein Casablanca in den Schweizer Bergen» bezeichnet.

Jürg Flückiger verbindet wissenschaftliche Präzision mit literarischer Erzählkunst. Sein Ziel war eine quellenbasierte, aber fesselnde Darstellung, die sich liest wie ein Roman, ohne ein einziges Detail zu erfinden. Aber nichts ist erfunden an dieser Geschichte. Alle Figuren haben gelebt und alle Einzelheiten sind durch Quellen belegt.

Lesung, Analyse und grosse Geschichte

Das Zusammenspiel von Lesung und Einordnung prägte den Abend. Marcus Signer zog das Publikum mit der Passage «Weiche Betten und lauter Kartoffeln» mitten ins Leben der Internierten von Adelboden, während Flavio Eichmann mit pointierten Kommentaren den politischen und moralischen Widerspruch der Schweizer Neutralität beleuchtete: «Die Schweiz arbeitete sechs Tage für die Nazis und betete am siebten für die Alliierten.»

In einer weiteren Lesung aus dem Kapitel «Palace Hotel» wurde der Alltag in Davos spürbar: Monotonie, Ungeduld, Fluchtgedanken. Eichmann spannte den Bogen zur Weltpolitik und zeigte, wie sich die grossen Kräfte des Krieges im Mikrokosmos einzelner Schicksale spiegeln. Sein Fazit: Flückiger gelingt es meisterhaft, Geschichte «von unten“ mit jener « von oben“ zu verbinden – eine seltene und entsprechend wertvolle Leistung.

Olivia Derzi


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