13. April 2022

16. April - Internationaler Tag der Stimme

Seit 1999 findet jeweils am 16. April der internationale Tag der Stimme (World Voice Day) statt. Ursprünglich wurde dieser Tag von Logopäden und Hals-Nasen-Ohrenärzten initiiert, um der Stimme mehr Beachtung zu schenken und auf die Bedeutung der Stimme in unserer Kommunikation sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext aufmerksam zu machen.

Daniela Münch (Bild links), Abteilungsleiterin Erwachsenenbildung, spricht mit Caroline Steffen, Studiengangleiterin des CAS «Stimme und Sprechen (StuSp)» und dem «DAS Stimm- und Sprechtrainer*in (SST)» (Bild unten), über diesen Tag – und über die Bedeutung der Stimme im privaten und beruflichen Kontext.

Warum gibt es den internationalen Tag der Stimme?

Grundsätzlich soll an jedem 16. April die Fähigkeit der Stimme gefeiert werden. Die Stimme ist ein Instrument und ein Werkzeug zur Kommunikation und nicht zuletzt ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Ausdrucksfähigkeit – also ein vielfältiges Organ.

Welche Bedeutung hat denn die Stimme im beruflichen oder im privaten Umfeld?

In den Industrienationen arbeitet rund ein Drittel aller Menschen in Sprechberufen und in gut sechzig Prozent aller Berufe spielen die kommunikativen Fähigkeiten eine wichtige Rolle. Unsere Stimme wird dadurch zu einer Art Visitenkarte. So, wie unsere Stimme klingt, oder auch wie wir sprechen – das hinterlässt bei unserem Gegenüber einen Eindruck. Das ist im privaten Umfeld nicht anders, auch wenn uns Familie und Freunde in der Regel besser kennen als Menschen im beruflichen Umfeld – und erfahrungsgemäss nachsichtiger sind.

Wie ist das zu verstehen?

Nun, zum Beispiel hören wir im Freundeskreis einer monotonen oder leisen Stimme interessiert zu, weil wir den Menschen, die Persönlichkeit dahinter, kennen. Bei einem uns fremden Menschen, der mit ebensolcher Stimme einen Vortrag hält – steigen wir unter Umständen aus oder gehen kein zweites Mal hin.

Aha, Stimme hat also auch mit Persönlichkeit zu tun?

 Ja, auf jeden Fall. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Stimme, Stimmung und Person. «Es verschlägt uns die Stimme», wenn etwas nicht stimmt oder wir mit uns «nicht im Einklang» sind. Das Wort Person leitet sich vom lateinischen «personare» ab, was soviel wie «durchtönen» bedeutet.

Empfinden wir Angst, Unsicherheit oder ekeln uns vor etwas, kann es uns die Kehle zuschnüren, d.h. die Muskeln um unseren Kehlkopf spannen sich ungünstig an und die Resonanzräume verengen sich. Der stimmliche Ausdruck und das Sprechen werden dadurch beeinträchtigt und wir ziehen unser Gegenüber unweigerlich mit in unsere Gefühlswelt hinein.

Was bedeutet das nun für die Stimme und das Sprechen im Beruf?

Oh, die Antwort darauf könnte ein abendfüllender Vortrag werden (lacht). Wichtig zu wissen ist, dass unsere Stimme und die Art zu sprechen über den ersten Eindruck, den Arbeitgebende, Kolleginnen und Kollegen, Studierende, überhaupt Zuhörende von uns haben, entscheidend sind. So soll man einer gestandenen Unternehmerin ihr Know-how und ihre Autorität abnehmen, was mit einer «Kleinmädchenstimme» zumindest zu einem schwierigen Unterfangen würde. Bei Mitarbeitenden in einem Call-Center wünschen wir uns eine warme, angenehm weiche Stimme am Telefon, aber auch eine geduldige Person.

Ob eine Stimme im Einklang mit der beruflichen Persönlichkeit steht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nicht zu unterschätzen sind die nonverbalen Kommunikationsanteile, die «silent messages», wie Mimik, Gestik, Bewegung, Kleidungsstil und dergleichen.

Optimal ist, wenn die Stimme gesund ist und ökonomisch gebraucht wird. Auch eine gepflegte Sprache mit deutlicher Artikulation findet bei Zuhörenden Anklang. Wichtig aber bleibt immer, dass wir hinter dem, was wir sagen wollen, voll und ganz stehen können, dass unser Anliegen bei den Zuhörenden spürbar wird – dass wir sozusagen zum Publikum eine Beziehung aufbauen.

Mit welcher Intention besuchen die Teilnehmenden den Studiengang CAS Stimme und Sprechen?

Die Mehrheit der Angemeldeten kommt aus grossem eigenem Interesse an der Stimme, dem Sprechen und am persönlichen Auftrittsverhalten. Einige kommen aber auch mit dem Ziel, selbst Stimm- und Sprechtrainings zu unterrichten und planen eine Studienfortsetzung mit dem DAS Stimm- und Sprechtrainer*in.

Was können Teilnehmende nach dem Besuch des Studiengangs CAS Stimme und Sprechen besser?

Der Schwerpunkt im Studiengang liegt auf dem praktischen Training. Es wird geübt, beobachtet, erfahren, experimentiert, manchmal auch Gewohntes hinterfragt. Eine Teilnehmerin des aktuellen Jahrgangs formulierte es so: «Das Üben macht Spass, ist belebend, betrifft und aktiviert den ganzen Menschen.» Mit Sicherheit kann ich sagen, dass man nach dem Studiengang weiss, wie man mit einer klangvollen tragfähigen Stimme und einer klaren sowie deutlichen Artikulation sprechen kann; wie die persönliche Wirkung im Auftritt optimiert wird; wie man sich den Zuhörenden partnerorientiert zuwendet und wie man sich ihnen gegenüber engagiert, ziel- und zweckorientiert verhält.

Vorhin fiel auch das Stichwort «ökonomischer Gebrauch der Stimme».

Genau! Die Teilnehmenden lernen, die eigene Stimme schonend und gesund einzusetzen, um Stimmstörungen vorzubeugen. Aber auch: Dass die Beschäftigung mit der Stimme und der Persönlichkeit nie wirklich aufhört, sondern uns immer wieder Neues entdecken lässt.

Und was wird jetzt ganz konkret gefeiert am 16. April?

Das Bewusstsein, dass jede Stimme einmalig ist. Es gibt auf der Welt in der Tat keine zwei gleichen identischen Stimmen. Das darf gefeiert werden – am 16. April, dem Tag der Stimme!


Kontakt

Dozentin
Caroline Steffen
caroline.steffen@phlu.ch
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