Musik, ein leerer Signifikant?

Dieses Projekt beforscht «Musik» als zentralen Gegenstand des entsprechenden Schulfachs, der in der wissenschaftlichen Diskussion weitgehend eine Leerstelle darstellt.

Übersicht

Forschungsschwerpunkt / Themenfeld
  • Forschungs- und Entwicklungsgruppe
  • Forschungs- und Entwicklungsgruppe
Status
laufend
laufend
Zeitraum
01.09.2022 - 31.08.2025
01.09.2022 - 31.08.2025

Beschreibung

Musik, der zentrale Gegenstand des entsprechenden Schulfachs, bildet in der deutschsprachigen wissenschaftlich-musikdidaktischen Diskussion weitgehend eine Leerstelle (Geuen, 2018, S. 18). Es findet bestenfalls eine Auseinandersetzung darüber statt, ob der Inhalt schulischen Unterrichts musikalische Werke oder musikalische Praktiken sein sollen (z. B. Wallbaum, 2013). Dabei wird jedoch die epistemische Komponente des Fachgegenstands verkannt, die es überhaupt erst möglich macht, musikalische Werke oder Praxen als solche zu erkennen. In diesem Projekt wird entsprechend der Fachgegenstand als epistemische Grösse im Feld der Musikdidaktik rekonstruiert. Musikdidaktik ist in der Deutschschweiz diskursiv kaum präsent und verfügt über keine wissenschaftliche Musikpädagogik als Bezugsdisziplin (Huber & Marty, 2021), sondern findet als «angewandte Disziplin» vor allem in den Lehrveranstaltungen statt. Deshalb wird konkret danach gefragt, welche Praktiken innerhalb der Ausbildung zur Musiklehrperson für die Sekundarschule I an Deutschschweizer Pädagogischen Hochschulen den spezifischen Fachgegenstand «Musik» ermöglichen. Diese Fragestellung bedingt einen kulturwissenschaftlich-praxeologischen Zugriff, bei welchem davon ausgegangen wird, dass Wissensobjekte auf handlungskonstitutive und kollektive Wissensordnungen gründen, die durch soziale Praktiken erzeugt werden (Reckwitz, 2006, S. 16). Konkret wird an musikdidaktischen Lehrveranstaltungen von insgesamt vier pädagogischen Hochschulen beobachtend teilgenommen. Die Beobachtungen werden zu Protokollen verarbeitet und interpretativ analysiert. Aufgrund der machtkritischen Perspektive der Forschung – es soll herausgearbeitet werden, welche An- und Ausschlüsse ein spezifisch kulturell geformter Musikbegriff generiert – werden die kulturwissenschaftlich fokussierten Wissensordnungen im Sinne Laclaus und Mouffes (2012) als «Diskurs» spezifiziert. Entsprechend dient ihre Diskurstheorie als Heuristik bei der Interpretation der generierten Daten. Das primäre Ziel der Forschung ist es, eine Diskussion über den Fachgegenstand «Musik» zu initiieren. Die Konsequenzen für den Musikunterricht, die von einem spezifisch kulturell geformten epistemischen Konzept ausgeht, erscheint für die Musikdidaktik als wissenschaftliches wie auch als professionelles Proprium dringend notwendig. Auf politischer Ebene soll die Forschung dazu verhelfen, die Wissenschaftlichkeit der Musikdidaktik in der Schweiz auszubauen und institutionell zu verankern. Die Konturierung einer kulturwissenschaftlich fundierten Fachdidaktik, die durch das Projekt vorgenommen wird, leistet allerdings auch einen dezidierten Beitrag zur aktuell stark verhandelten Frage nach dem Status, der Entwicklung und der Positionierungen der Fachdidaktiken innerhalb der bildungspolitischen Landschaft. In wissenschaftstheoretischer Hinsicht soll sie einerseits einen Beitrag zur Diskussion über die Bezugsdisziplinen der Musikdidaktik leisten – was ebenfalls ein Desiderat darstellt (Vogt, 2014) – und darüber hinaus durch die bisher seltene Verbindung einer Diskursanalyse mit ethnografischen Erkenntnisstrategien zur Weiterentwicklung einer kulturwissenschaftlichen Analytik für die musikdidaktische Forschung beitragen.


Organisation

Beteiligte interne Organisationen
Forschung und Entwicklung
Leitung Forschungsgruppen
Forschung und Entwicklung
Leitung Forschungsgruppen
Finanzierungstyp
SNF -PH-Luzern als Hauptgesuchssteller/in
andere öffentliche Institutionen
SNF -PH-Luzern als Hauptgesuchssteller/in
andere öffentliche Institutionen

Beteiligte Personen

Intern


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