Wofür brennen Sie?

Caroline Lanz leitet unseren Leistungsbereich der Weiterbildung bei der PH Luzern. Für die promovierte Arbeits- und Organisationspsychologin waren Weiterbildungen in der Regel anregend und anspornend. In unserem Gespräch gibt sie Antworten auf Fragen, die sich viele stellen, die eine Weiterbildung ins Auge fassen.

Es kann sich lohnen, sich auch dann für eine gewünschte Weiterbildung zu entscheiden, wenn man sich damit gewissen Unsicherheiten aussetzt – sei es beruflicher oder persönlicher Natur. Diese Erfahrung machte Caroline Lanz in ihrer Weiterbildungslaufbahn. Weiter sei es grundlegend, dass die Weiterbildung mit den Anforderungen der jeweiligen Schule/Institution abgestimmt ist – und dass sowohl das berufliche wie auch das private Umfeld bereit sind, den Entscheid mitzutragen und wenn nötig zu unterstützen z. B. in Form von Entlastung. Als Leiterin einer Weiterbildungsinstitution ist es ihr wichtig, dass die individuellen Kompetenzen (u. a. das Vorwissen) der Teilnehmenden anerkannt und in die Weiterbildung miteinbezogen werden. Praxiserfahrungen müssen Platz haben; Learning on the Job muss Raum finden. Lehr- und Lernprozesse sollen modular aufgebaut werden, sodass Interessierte ihre Weiterbildung auch individuell gestalten können. Mit eben der wichtigen Option, zwischen den Modulen Praxiserfahrung zu sammeln. Diese Voraussetzungen für eine optimale Weiterbildung fliessen in jedes Weiterbildungskonzept der PH Luzern mit ein.

Interview: Gabriela Luginbühl; Projektmitarbeiterin «Weiterbildung Volksschule», PH Luzern

Caroline Lanz, Sie halten das neue Weiterbildungsmagazin Plus 2023/24 in den Händen. Was geht Ihnen durch den Kopf?

CL: Als erstes denke ich an die Vielfältigkeit des Magazins. Beim Durchblättern wird unser Bestreben sichtbar, mit einer Vielfalt an Artikeln und Weiterbildungsangeboten unseren unterschiedlichen Zielgruppen gerecht zu werden.

Welche Faktoren sind für die Wahl einer Weiterbildung entscheidend?

CL: Einerseits ist der Bedarf an Weiterbildung etwas sehr Individuelles. Andererseits führt häufig gerade auch das Zusammenspiel des individuellen und des institutionellen Bedarfs (z. B. das Interesse der Schule/ Institution) zur Wahl einer bestimmten Weiterbildung. Bei den vielen Punkten, die bedacht und abgeglichen werden müssen, darf aber etwas nicht vergessen gehen: das persönliche Interesse! Es lohnt sich, immer wieder zu reflektieren, wofür man brennt. Besteht eine Leidenschaft für bestimmte Themen und/oder Fächer, gewisse Weiterbildungsformate oder Rollen im Bildungssystem, die angestrebt werden? Diese persönliche Leidenschaft sollte sich durch alles durchziehen …

Engagierte Berufsleute sind vielfach in ihrem Berufsalltag so ausgelastet, dass der Freiraum für Weiterbildung fehlt. Was raten Sie interessierten Personen mit wenig Zeit für Weiterbildung?

CL: Eine Weiterbildung benötigt Zeit, wie alles im Leben. Tatsächlich gibt es Phasen, in denen diese nicht das Wichtigste ist. Z. B. wenn weitere Lebensaufgaben, wie die intensive Betreuung von Familienmitgliedern, anstehen oder mehrere Aufgaben und/oder Ereignisse zusammenfallen. Um die Kompetenzen im Beruf langfristig zu erhalten und sich weiterzuentwickeln, braucht es eine Weiterbildungsbereitschaft. Weiterbildung muss jedoch nicht immer formaler Art sein. Es gibt Weiterbildungsformen, die sich direkt mit der Berufspraxis verbinden lassen, wie beispielsweise Coachings. Sind die zeitlichen Möglichkeiten knapp, lohnt es sich, die Angebote bezüglich ihres Umfangs und Aufbaus zu prüfen. Viele unserer Weiterbildungen lassen sich dank ihrem modularisierten Aufbau an die Bedürfnisse der Teilnehmenden anpassen. Wichtig ist auch zu beachten, dass Weiterbildung nicht nur eine zusätzliche Belastung sein muss. Sie kann auch dazu beitragen, dass neue Ressourcen und Netzwerke entstehen und die Person lernt, andere Perspektiven einzunehmen.

Der Weiterbildungsmarkt gleicht manchmal einem Dschungel an Möglichkeiten und Angeboten. Was erleichtert den Weg zur passenden Weiterbildung?

CL: Das Angebot auf dem Weiterbildungsmarkt ist tatsächlich riesig. Manchmal ist die Wahl einer Weiterbildung einfach. Man findet genau das, was einem zu hundert Prozent zusagt. In anderen Fällen kann die Entscheidung für eine bestimmte Weiterbildung das Ergebnis eines längeren Prozesses sein. Damit eine Weiterbildung nachhaltig als sinnvoll erlebt wird, und die erworbenen Kompetenzen im Berufsalltag tatsächlich Anwendung finden, empfehle ich Weiterbildungsinteressierten, sich mit spezifischen Fragen rund um die persönliche Ausgangslage, mögliche Entwicklungsperspektiven und motivationale Aspekte auseinanderzusetzen. Bei Bedarf können sie eine Weiterbildungsberatung mit persönlicher Standortbestimmung in Anspruch nehmen. Steht die inhaltliche Richtung fest, lohnt es sich, verschiedene Weiterbildungsformate zu vergleichen und sich für ein Format zu entscheiden, das dem eigenen Lerntyp und den individuell gegebenen Rahmenbedingungen entgegenkommt.

Dürfen wir einen Blick hinter die Kulissen werfen? Wie entsteht eigentlich ein Weiterbildungsangebot?

CL: Ein Weiterbildungsangebot basiert auf mehreren Komponenten: auf der Expertise und Forschung einerseits und auf der Praxis und den daraus entstehenden Bedürfnissen andererseits.  Wir führen regelmässig Erhebungen, Befragungen und Bedarfsanalysen durch, nutzen aber auch Impulse aus persönlichen Gesprächen mit unseren (potenziellen) Teilnehmenden sowie mit Expertinnen und Experten für die Angebotsgenerierung. Auch unsere Dozierenden, welche den Markt gezielt sondieren, tragen viel zur Vergrösserung unserer Angebotspalette bei. Zudem findet ein reger Austausch mit den anderen Leistungsbereichen der PH Luzern und Partnern wie der DVS statt.

Können Sie uns den Prozess von einer Idee bis zu einem CAS beschreiben?

CL: Für die Entwicklung unserer Weiterbildungsangebote existieren klare Prozesse. Bis ein CAS angeboten werden kann, muss die Idee oder der Impuls verschiedene Stufen durchlaufen (z.B. Bedarfsanalyse, Analyse durch verschiedene Gremien, Befragung von Drittpersonen). Zentral ist dabei die Orientierung am Produkteprofil der Weiterbildung PH Luzern. Im Verlauf des Prozesses holen wir im Rahmen von sogenannten Sounding Boards immer wieder Meinungen von Drittpersonen, Abnehmern oder Expertinnen und Experten ein. Manchmal entstehen auf der Basis solcher Sounding Boards bereits wieder Impulse für weitere neue Weiterbildungsangebote.

Eine allgemeine Frage zum Schluss: Was regt Menschen an, sich weiterzubilden? Welche Motive stehen bei Ihren Teilnehmenden im Vordergrund?

CL: Grundsätzlich sind die persönliche Motivation und das persönliche Interesse die Hauptfaktoren. Auch Hinweise von Vorgesetzten können eine Rolle spielen. Einige unserer Teilnehmenden streben einen Funktionswechsel oder die Übernahme neuer Rollen an. Andere möchten die eigenen Kompetenzen ausbauen, ihr Wissen auffrischen oder einfach etwas Neues kennenlernen.


Kontakt

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Gabriela Luginbühl
MA PHLU in Special Needs Education
Frohburgstrasse 3
6002 Luzern
gabriela.luginbuehl@phlu.ch
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