20. Dezember 2023

Unterricht zu Nachhaltigkeit: Konkret planen und umsetzen

Das Institut für Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft (IF NMG) der PH Luzern startet mit einer Premiere ins neue Jahr. Das auf vier Jahre angelegte Projekt «Unkke» wird rund 1200 Jugendliche nachhaltig beeindrucken.

«Unterricht zu Nachhaltigkeit: komplex, kontrovers, emotional» – oder eben kurz «Unkke» – ist ein Projekt des Leistungsbereichs Forschung und Entwicklung der PH Luzern, das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) vom 1. Januar 2024 bis 31. Dezember 2027 mit einem Forschungsbeitrag in Höhe von rund CHF 760'000.– gefördert wird. Allein schon diese Zusicherung von Fördergeldern darf als grosser Erfolg gewertet werden – und als glänzendes Qualitätssiegel für die Inhalte eines Projekts, das neuartige Wege beschreitet sowie aussergewöhnliche Instrumente und Medien bespielt, unter anderem Plan- und Simulationsspiele oder videografierte Unterrichtssequenzen.

Der Projektverantwortliche Prof. Dr. Markus Wilhelm, Leiter des Instituts für Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft (IF NMG) an der PH Luzern, erläutert die drei Hauptaugenmerke des Projekts – immer unter dem Gesichtspunkt von Nutzen für den schulischen Unterricht und für die involvierten Kinder und Jugendlichen, in diesem Fall Primarschülerinnen und -schüler der 5. und 6. Klasse.

Ausgangslage und Interaktion

«Schülerinnen und Schüler bewegen sich in einer Welt, die riesig ist. Sie sind mittendrin und erkennen, dass ihnen als Individuen nicht viel passiert. Sie realisieren vielleicht langsam ablaufende Prozesse und Entwicklungen um sich herum, aber es ist für sie schwierig zu sehen, was wirklich läuft – und welcher Stellenwert der Nachhaltigen Entwicklung zukommt.

Dieses Bewusstsein lässt sich mit Plan- und Simulationsspielen beeinflussen. Im Unterricht werden Lernende in zwei Stunden auf spielerische Art mit problematischen Aspekten wie Klimaerwärmung oder Überfischung konfrontiert. Schülerinnen und Schüler sind dabei Akteure, zum Beispiel Fischer, Geräte-Herstellerinnen oder Politiker – alle mit- und untereinander in Interaktion. Am Ende wird der Spielverlauf reflektiert, wird das Rollenverständnis analysiert und werden Learnings erarbeitet.»

Spielen und Scheitern

«Zum aktuellen Zeitpunkt soll noch nicht verraten werden, in welchem Umfeld eine erste Spielvariante angesiedelt ist. Landwirtschaft? Möglich. Tourismus? Kann sein. Sicher ist, dass das Spiel eher einfach startet und eine gute Lösung in Sicht ist, aber dass dann die Komplexität erhöht wird, dass Unerwartetes passiert, dass ausgearbeitete Strategien nicht funktionieren. Was nichts Anderes ist als die Realität, denn die Natur hat ihre eigenen Gesetze.

Für uns ist die zentrale Fragestellung: Können Jugendliche mit derartigen Stresssituationen emotional umgehen? Wir meinen: Ja, sie können. Schulen tendieren bisweilen zu Harmonien. Doch Nachdenken stärkt die Resilienz! Darum darf getrost gelten: Planen ist gut. Aber neu Planen ist auch gut. Nach grandiosem Scheitern kann es einen zweiten Versuch geben. Iterative Vorgehensweisen sind wichtige Faktoren im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), wobei wir aus anderen Projekten und Studien wissen, dass es für Lehrpersonen sehr anspruchsvoll ist, die entsprechenden Gespräche zu führen.»  

Instrumente und Kontroversen

«Hinsichtlich Ergebnisorientierung ist auch die Frage der Instrumentierung von grosser Bedeutung. Konkret: Welche Hilfsmittel sollen den Lehrpersonen zur Verfügung stehen? Insbesondere im Fokus dieser Überlegungen steht der Gesprächseinstieg. Hierfür werden wir die Videografie einsetzen und mit deren Hilfe unterschiedliche Denk- und Verhaltensweisen kennenlernen.

Die Thematisierung von Fragestellungen aus den oben genannten Bereichen ist im Unterricht für Schülerinnen und Schüler genau so herausfordernd wie für Lehrpersonen. Das führt zu kontroversen Diskussionen, zu Verunsicherungen. Darum ist wichtig, dass Lehrpersonen emotionale Aspekte mitdenken und auffangen können.»

Mit dem Projekt sollen über die gesamte Projektlaufzeit insgesamt 60 Lehrpersonen mit rund 1200 Schülerinnen und Schülern direkt erreicht werden. Die Lehrpersonen, die sich am Projekt beteiligen, erhalten eine Weiterbildung zu Planspielen sowie Unterrichtsplanungen für zwei Simulationsspiele, welche sie mit ihren Klassen in je zwei Lektionen austragen. Das Forschungsteam will Lehrpersonen bei der Umsetzung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung unterstützen, mit greifbaren Unterrichtsmaterialien und modernen, erprobten Lernmethoden.


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