6. Mai 2022

Organisation ist das A und O im Leben von Nicole Scherrer

Für die PH-Studierende Nicole Scherrer war 2021 speziell. Das hängt auch damit zusammen, dass sie mit dem FC Luzern Cupsiegerin geworden ist, und die Ausbildung zur Sekundarlehrerin sehr facettenreich sein kann, wenn sie mit Spitzensport einhergehen soll.

Nicole Scherrer atmet tief durch und sagt: «Organisation ist das A und O in meinem Leben.» Und die Schwyzerin, die an der Pädagogischen Hochschule Luzern den Studiengang Sekundarstufe I (Schwerpunkt Sprachen), absolviert, liefert eindrückliche Beispiele, warum sie besonders gut organisiert sein muss: Im Frühsommer 2021 holt sind den für ihre Ausbildung obligatorischen Sprachaufenthalt Französisch nach. Der war ursprünglich für 2020 und in Montpellier vorgesehen, wegen Corona jedoch nicht durchführbar gewesen. Als Alternative ergab sich Nizza 2021. Noch näher am Meer als Montpellier, dafür ist der Gegensatz noch grösser, als es danach direkt zum Sportmodul in die Berge und zur Bike-Woche geht.

Und von da gleich weiter ins Trainingslager des FC Luzern. Dort kann sie wegen der schulischen Verpflichtungen erst mit Verspätung die Vorbereitung auf die neue Saison in Angriff nehmen. «Aber immerhin in guter körperlicher Verfassung», wie sie anmerkt und darauf verweist, dass sie in Nizza dreimal wöchentlich ins Fitness-Studio und an ihre Grenzen gegangen sei. (Dort erlebte sie vor dem TV-Gerät in einer Bar übrigens auch den Erfolg der Schweizer Männer im EURO-Achtelfinal gegen Weltmeister Frankreich. Eine ihrer Beobachtungen: «Wenige Sekunden nach Sommers Penalty-Parade gegen Mbappé war die Bar leer – bis auf mich…»)

Neue Trainer, neue Dynamik

Ab dem dritten Saisonspiel hat Nicole Scherrer ihren Platz im Team. Neue Leute im Trainerstaff, neue Spielerinnen im Kader sorgen für eine neue Dynamik. Fussballspielen macht ihr wieder Freude, nachdem die robuste Abwehrspielerin ausgerechnet im Cupfinal gegen den FC Zürich nicht berücksichtigt worden ist. «Ja, ich war recht enttäuscht», gibt Nicole Scherrer zu. «Ich hatte viel gearbeitet an mir, war bereit für dieses grosse Spiel. Auch Mitspielerinnen meinten, ich hätte einen Einsatz verdient gehabt. Diese Solidarität half mir.» Und nach einer kurzen Pause fügt sie an: «Fussball ist ein Teamsport, und was am Ende zählt, ist: Wir haben als Team FC Luzern die grossen Favoritinnen im Cupfinal besiegt.»

Anstrengend sei es trotzdem, Spitzenfussball mit teilweise zwei Morgen- sowie vier Abendtrainings und Ausbildung unter einen Hut zu bringen, sagt Nicole Scherrer und verrät, dass sie ihre Krisen hat im Sport, Motivationsprobleme auch ab und an. Sie sieht, dass andere Spielerinnen besser sind auf ihrer Position, dass sie entsprechend berücksichtigt werden in Meisterschaft und Cup. Sie kann und will zum Beispiel nicht auf das Skilager verzichten, das im Winter Teil ihrer Ausbildung ist und sie wieder Fussball-Vorbereitung verpassen lässt. Sie spricht mit dem neuen Trainer darüber. Der zeigt Verständnis für die anspruchsvolle Situation, provoziert keinen zusätzlichen Druck, sondern vereinbart mit seiner Spielerin, von Training zu Training zu schauen, von Spiel zu Spiel. Aber die weiss: «Wenn der Spass zu lange fehlt, muss ich etwas ändern.»

Arbeit an der Coop-Kasse bis kurz vor dem Spiel

Das ist nichts Neues für die 22-Jährige. Nach ihrer Zeit an der Kantonsschule Alpenquai gibt sie das Pendeln zwischen Schwyz und Luzern auf, bezieht in Kriens eine Unterkunft, wohnt nur noch fünf Velo-Minuten vom Trainingsplatz entfernt – und vom Bahnhof Mattenhof mit seinen guten Verbindungen zu den für sie relevanten PH-Standorten. Auch der Nebenerwerb wird neu organisiert. Statt in Schwyz arbeitet sie in Luzern an einer Coop-Kasse, in der Regel am Samstagvormittag, oft bis nahe an die unmittelbare Spielvorbereitung.

Sie kann an der PH Luzern auf grosse Unterstützung ihrer Dozierenden zählen, auf Verständnis und Entgegenkommen. Aber wenn Prüfungsphase ist, ist die Teamsportlerin Nicole Scherrer auf sich allein gestellt. Ist für sie ganz vieles ganz anders. Wenn ihre Mitstudierenden zum Lernen und Vorbereiten abtauchen, muss sie oft kompensieren, was sie wegen des Fussballs verpasst hat. «Vielleicht bin ich mir das eine oder andere Mal dabei selbst etwas im Weg gestanden bisher, aber ich habe auch sehr viel lernen können fürs Leben.» Zum Beispiel, was in gewissen Phasen das A und O ist…


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