Lehrpreise

Lehrpreise haben sich in den letzten 20 Jahren an den meisten Hochschulen des deutschsprachigen Raums etabliert. Prämiert werden Lehrleistungen, beabsichtigt ist eine Lehrentwicklung durch anregende, exzellente Beispiele sowie allgemein eine erhöhte Beachtung der Lehre als akademische Aufgabe. 

So werden denn Lehrpreise in verschiedenen programmatischen Papieren zur Entwicklung der Hochschullehre erwähnt.

In den «Empfehlungen der Österreichischen Hochschulkonferenz zur Verbesserung der Qualität der Lehre» (2014) heisst es beispielsweise: 
«Lehrpreise werden von den Hochschulen vergeben, um die Bedeutung der Lehre zu unterstreichen, die Qualitätsentwicklung in der Lehre zu fördern und die Bemühungen engagierter Lehrender sichtbarer zu machen.» Und in den anschliessenden Empfehlungen wird festgehalten: «Die Vergabe von Lehrpreisen durch Hochschulen wird empfohlen, um den Stellenwert der Lehre in den Vordergrund zu rücken.»

Im Positionspapier des Wissenschaftsrates zu «Strategien für die Hochschullehre» (2017), werden Lehrpreise mit Entwicklungsstrategien der Hochschulen verknüpft, betont wird zudem die Bedeutung der grossen öffentlichen Aufmerksamkeit bei nationalen Lehrpreisen.

Lehrpreise sind in den deutschsprachigen Ländern ein relativ junges Phänomen. Auch in der Schweiz. Zwar gab es bereits in den 1990er Jahren vereinzelte Initiativen (insbesondere von Studierenden), der hauptsächliche Anstoss erfolgte aber durch die Jubiläumsstiftung der Credit Suisse.

Die Jubiläumsstiftung der Credit Suisse stellt den Hochschulen je eine jährliche Preissumme von 10'000 Franken zur Verfügung, die genauen Vergabemodalitäten blieben den einzelnen Hochschulen überlassen.
Als «Credit Suisse Award for Best Teaching» wurde der Preis erstmals 2006 an damals sechs Universitäten vergeben. Inzwischen beteiligen sich 17 Hochschulen an dieser Preisvergabe (darunter auch Fachhochschulen), mit dem Preis wurden seither rund 240 Personen ausgezeichnet. Auch wenn einige dieser Hochschulen ergänzende Lehrpreise vergeben, so hat sich dieser CS-Preis als wohl bedeutendste Lehrauszeichnung im Schweizer Hochschulkontext etabliert.

Vergabepraxen von Lehrpreisen sind nicht nur Vorstrukturierungen von Erfolgswahrscheinlichkeiten, sie sind auch bedeutsam dafür, ob Lehrpreis die ihnen zugeschriebenen Funktionen überhaupt gerecht werden können? 

Ein Überblick über die Vergabepraxen des «Credit-Suisse Award for Best Teaching» an den beteiligten Schweizer Hochschulen zeigt, dass sich diese in vielerlei Hinsicht unterscheiden. So zum Beispiel in Bezug auf die Akteure und Hochschulfunktionen, die beim Verfahren einbezogen werden. Insbesondere stellt sich die Frage, welche Bedeutung den Studierenden in diesem Zusammenhang zukommt. Während einige Hochschulen das ganze Verfahren den Studierenden übergeben, sind sie andernorts vorschlagsberechtigt und/oder in den jeweiligen Jurys vertreten. Auch bei der Beteiligung der allfälligen Lehrpreisträger*innen zeigen sich Unterschiede: In einigen Hochschulen sind diese aufgefordert, sich selber zu bewerben, andernorts müssen sie – sind sie einmal auf eine Auswahlliste gesetzt – ein Dossier einreichen, an wenigen Hochschulen scheinen Lehrpreisträgerinnen und Lehrpreisträger von ihrer Auszeichnung eigentlich überrascht zu werden. Schliesslich zeigen sich auch Unterschiede in den Kriterien, die zudem bei einigen Hochschulen jährlich durch eine neue Schwerpunktsetzung akzentuiert wird. 

Die Schweizer Lehrpreis-Studie 2020 (Falk Scheidig & Peter Tremp) hat alle CS-Award-Winner an staatlichen Schweizer Hochschulen befragt und ist damit die erste Erhebung ihrer Art in der Schweiz.

Gefragt wurde insbesondere nach Einschätzungen zur Wirkung von Lehrpreisen und nach dem Beitrag von Lehrpreisträgerinnen und Lehrpreisträgern zur Lehrentwicklung. Eine erste Auswertung findet sich im Beitrag «Die Bedeutung von Lehrpreisen für Preisträger*innen und ihr Beitrag zur Lehrentwicklung – Befunde der Schweizer Lehrpreisstudie» (Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 15. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 2020)

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Leiter Zentrum Hochschuldidaktik
Peter Tremp
Prof. Dr.
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