Spannende Ergebnisse

Die Corona-Zeit bedarf sorgfältiger und systematischer Evaluationen, um auf der Grundlage der erhobenen Daten wichtige Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen insbesondere für die zukünftige Digitalisierung der Lehre und das räumlich flexible Arbeiten an der PH Luzern abzuleiten.   

Vor über einem Jahr, am 16. März 2020, traten Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft, welche auch die Schweizer Hochschulen in wohl noch nie dagewesenem Ausmass betrafen: Von einem Tag auf den anderen war Präsenzunterricht nicht mehr möglich und Mitarbeitende mussten ihren Arbeitsplatz vom gewohnten Büro ins Homeoffice verlegen. Genau zehn Wochen später führte die PH Luzern eine Befragung ihrer Studierenden und Mitarbeitenden durch, um auf der Basis der bis dahin gemachten Erfahrungen und Eindrücke der Befragten herauszufinden, wo digitales Studium und räumlich flexibles Arbeiten funktionieren und wo es Verbesserungs- und Weiterentwicklungspotenzial gibt.

Dabei ging es zum einen darum, kurzfristige Verbesserungen zu realisieren, die bereits das Studieren und Arbeiten unter den noch immer geltenden Bedingungen der Corona-Pandemie erleichtern. Zum anderen sollte das gewonnene Wissen der Weiterverfolgung des strategischen Ziels der digitalen Transformation der PH Luzern dienen. 69% der Mitarbeitenden und 43% der Studierenden nahmen die Einladung an und beteiligten sich an der Befragung – Werte, die nicht nur, aber besonders angesichts der vielfältigen Belastungen zum Befragungszeitpunkt erfreulich hoch waren und wertvolle Erkenntnisse ermöglichten.

Studierende und Dozierende: Viele unterschiedliche Beurteilungen

Die Umsetzung des Wechsels von Präsenz- auf Distanzunterricht wurde vor allem auch von den Studierenden insgesamt positiv bewertet. Nicht alle, jedoch eine Reihe von zur Verfügung gestellten digitalen Anwendungen wurden sowohl aus Sicht der befragten Studierenden wie auch der Dozierenden als praktikabel beurteilt, wobei die wahrgenommene Eignung jeweils von den unterschiedlichen Formen des Lehrens und Lernens abhängt. Insgesamt beurteilten die Studierenden die Eignung der technischen Lösungen in der Tendenz jedoch positiver als die Dozierenden, und ähnliche Unterschiede im Antwortverhalten zeigten sich bei den Fragen danach, inwieweit die Befragten sich vorstellen könnten, das Studium bzw. die Lehre auch zukünftig in digitaler Form zu absolvieren bzw. zu realisieren: Deutlich weniger Dozierende als Studierende befürworteten die Beibehaltung von digitalen Anwendungen in grösserem Umfang für die Zeit nach der Corona-Krise.

Diese Ergebnisse stimmten auch mit den Einschätzungen überein, welches Verhältnis von ortsunabhängigem und Präsenzstudium künftig wünschenswert wäre: Bei den Studierenden zeigten sich keine eindeutigen Tendenzen, jeweils ein Drittel würden ein mehrheitlich ortsunabhängiges Studium, ein Studium mit etwa gleichen Teilen von Ortsunabhängigkeit und Präsenzunterricht respektive ein mehrheitlich auf Präsenz­unterricht ausgerichtetes Studium bevorzugen. Bei den Dozierenden wünschte sich dagegen nur eine kleine Minderheit ein mehrheitlich ortsunabhängiges Studium, während der überwiegende Teil eine Präferenz zugunsten des Präsenzstudiums zum Ausdruck brachte (vgl. Grafik 1).

Erstaunlicherweise fühlten sich die Studierenden durch die Umstellung auf digitales Lehren und Lernen insgesamt nicht stärker belastet als durch ihr übliches Präsenzstudium. Die Organisation des Studiums, die technische Einrichtung und Handhabung sowie das private Umfeld wurden wenig oder gar nicht als Herausforderung des neuen ortsunabhängigen Studiums wahrgenommen. Anders dagegen die sozialen Aspekte: Insbesondere der Austausch und die Diskussionen mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl kommen aufgrund der räumlichen Distanzierung doch erkennbar zu kurz.

Studierende und Mitarbeitende: Viele ähnliche Beurteilungen

Die Ergebnisse der Befragung der Mitarbeitenden zum räumlich flexiblen Arbeiten wiesen viele Parallelen zu den Resultaten der Befragung der Studierenden auf. Wiederum ein Teil der vorhandenen oder aufgrund der Situation neu eingeführten digitalen Anwendungen wurde von einer Mehrheit der Mitarbeitenden als für die unterschiedlichen Aspekte des Arbeitens im Homeoffice geeignet bewertet, allen voran erneut die Videotelefonie-Software «Zoom».

Der erzwungene Wechsel vom Büroarbeitsplatz ins Homeoffice führte offensichtlich auch zu besseren Kenntnissen und/oder einer höheren Akzeptanz desselben: Für die Zeit nach der Corona-Krise äusserten die Mitarbeitenden den Wunsch, im Durchschnitt rund die Hälfte ihrer Arbeitszeit dauerhaft räumlich flexibel erbringen zu dürfen. Dies stellt besonders bei den technisch-administrativen sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitenden eine starke Steigerung gegenüber der vor Corona im Homeoffice verbrachten Zeit dar, während die Dozierenden schon immer einen bedeutsamen Teil ihrer Arbeitszeit räumlich flexibel leisteten. Der künftig jeweils zu fällende Entscheid der Mitarbeitenden, ob nun am besten im Büro, im Homeoffice oder an einem anderen Ort gearbeitet werden soll, dürfte dabei stark beeinflusst werden von der jeweils anstehenden Tätigkeit (vgl. Grafik 2).

Als herausfordernd am Dauer-Homeoffice wurden erneut die sozialen Aspekte wahrgenommen: Die Befragten erfuhren eine Verschlechterung des Zusammengehörigkeitsgefühls aufgrund der räumlichen Distanzierung.

Wenig oder gar nicht problematisch waren dagegen andere thematisierte Aspekte, so stellte es beispielsweise keine Herausforderung dar, auch im Homeoffice Unterstützung durch das Team zu erfahren, mit den digitalen Anwendungen zurechtzukommen oder die Vermischung von Beruf und Privatleben als nicht belastend zu erleben.

Kommunikation: Positives Fazit

Ein weiteres Themenfeld der Befragung war schliesslich die Kommunikation während der ersten zweieinhalb Monate der Corona-Pandemie. Hier liessen die Resultate ein mehrheitlich positives Fazit zu, indem sich die Umfrageteilnehmenden zufrieden äusserten über die Information via Infoletter und insgesamt Klarheit bestand, welche Informationsquellen genutzt werden können und welche Anlaufstellen bei Fragen, Anliegen oder Problemen zur Verfügung stehen. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden fiel dabei noch höher aus als jene der Studierenden.

Viele Handlungsempfehlungen aufgrund der ersten zehn Wochen Lockdown

Aus den Umfrageergebnissen wurden über ein Dutzend Handlungsempfehlungen abgeleitet, die entsprechend ihrer Umsetzbarkeit als kurz- oder längerfristige Massnahmen kategorisiert werden können. Rasch realisiert werden sollen beispielsweise eine Plattform mit Good-Practice-Beispielen zu fach- und lernformspezifischen Aspekten der Digitalisierung des Studiums sowie zugehörige Angebote für einen gezielten Kompetenzausbau bei Dozierenden.

Ein längerfristiger Charakter kommt insbesondere der Schaffung von strategischen Grundlagen für die Digitalisierung des Lernens und der Lehre und für räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten zu. Die Umsetzung der definierten Massnahmen kann dabei teilweise mit Projekten im Rahmen des von swissuniversities koordinierten Programms P-8 «Stärkung von Digital Skills in der Lehre» verbunden und dadurch mit projektgebundenen Beiträgen des Bundes finanziert werden.

Temporäre «Normalität» und neue Befragungen

Seit der Studierenden- und Mitarbeitendenbefragung ist viel Zeit vergangen und das digitale Lehren und Lernen sowie das Arbeiten im Homeoffice halten unverändert an – aus ganz neuen Erfahrungen im März 2020 ist fast schon eine neue, wenn auch temporäre «Normalität» geworden. Es ist daher davon auszugehen, dass verschiedene vor einem Jahr bestehende Probleme aufgrund der Corona-bedingten Umstellungen heute gelöst sind, dass aber andererseits aufgrund der Dauer der Massnahmen gewisse Herausforderungen inzwischen (noch mehr) an Relevanz gewonnen haben.

Die PH Luzern wird daher im Mai 2021, ein Jahr nach der Corona-Befragung, turnusmässig stattfindende Befragungen – die zweijährliche Befragung zum Studium und die dreijährliche Mitarbeitendenbefragung – nutzen, um erneut eine Reihe von Fragen zur digitalen Lehre und zum räumlich flexiblen Arbeiten zu stellen und damit die aktuellen Wahrnehmungen und Einschätzungen der Studierenden und der Mitarbeitenden zu erfassen, welche die Grundlage für die Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der bereits definierten Massnahmen sein werden.


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Prorektor Ausbildung
Reinhard Hölzl
Prof. Dr. rer. nat.
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